Veranstaltung zur Geschichte des Hauses mit Musik
Sonntag 4. September 2022, 16 Uhr
Es wirken mit:
Dalia Schaechter (Musik) Martin Stankowski (Moderation) Mark Zak (Sprecher)
Thomas Deres (Historiker, Fachberatung),
Judith Erdle (Fotodokumentation) Carmen Eckhardt, Ulla Dietrich (Recherche)
Carmen Eckhardt (Projektleitung)
Kaum jemand weiß noch, was sich früher auf dem Gelände des heutigen Spielplatzes zwischen Annostraße und Buschgasse in der Kölner Südstadt befand. Eine Spurensuche, initiiert durch Menschen des Vereins Musikhaus Süd, brachte die Gewissheit: Das Haus des beliebten Kulturorts war Teil des ehemaligen Oppenheimschen Kinderhospitals in der Buschgasse. Charlotte von Oppenheim stiftete es 1883 der Stadt Köln. Für die kostenfreie Behandlung bedürftiger Kölner Kinder jedweder Konfession stellte die Stifterin großzügig Mittel zur Verfügung.
Das Oppenheimsche Kinderhospital verdeutlicht, wie das Engagement wohlhabender jüdischer Kölner BürgerInnen soziale Fragen aufgriff in einer Zeit, als ein Sozialstaat noch kaum existierte. Der Nationalsozialismus jedoch tilgte alle Zeichen jüdischen Engagements aus dem Kölner Raum und dem öffentlichen Bewusstsein. Die Familie Oppenheim wurde aus der Familienstiftung gedrängt und die Trägerschaft ging auf die Stadt Köln über. 1941 folgte das Verbot, jüdische Kinder zu behandeln. 1943 zerstörten Bomben die Gebäude. Heute erinnert nichts mehr an das eindrucksvolle Gebäude zwischen Buschgasse und Annostraße. Allein das im Park des Hospitals gelegene kleine Haus, die ehemalige Isolierstation, blieb erhalten – das heutige Musikhaus Süd.
Die Veranstaltung „Musikhaus Süd – Eine Spurensuche“ spannt einen Bogen von der sozialen Situation in der Kölner Südstadt am Ende des 19. Jahrhunderts bis zur nationalsozialistischen Gesundheitspolitik in Köln. Sie erzählt eine Geschichte, die bis heute in der Kölner Südstadt unsichtbar und nicht dokumentiert ist. Ins Licht gerückt wird das Schicksal des jüdischen Kölner Kinderarztes Dr. Max Benjamin. Er lebte mit seiner Familie am Saliering und arbeitete im Oppenheimschen Kinderhospital. Die Familie emigrierte nach Holland, wurde verhaftet und deportiert. Max Benjamin überlebte Auschwitz, seine Frau Irma und sein Sohn Carl wurden ermordet.
Wir danken: NS-Dokumentationszentrum Köln, Historisches Archiv Köln, Rheinisch Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Barbara Becker-Jakli, Gabriele Teichmann, Thomas Deres
Gefördert durch: Bezirksvertretung Innenstadt